Wenn von einer Auseinandersetzung der Städte München und Dortmund die Rede ist, geht es in den meisten Fällen um Fußball. "In der Familie", die "Tatort"-Doppelfolge zum 50-jährigen Jubiläum, erzählt von einer anderen Begegnung - die jedoch hat ebenfalls Champions-League-Format.
Was passiert?
In München wird ein Dealer auf offener Straße angestochen. Kommissar Batic (Miroslav Nemec) ist zufällig in der Nähe, kann aber weder den Mann retten noch den Täter dingfest machen. Auch der kleine Sohn des Opfers entwischt ihm. Derweil beobachtet das Team um Faber (Jörg Hartmann) und Bönisch (Anna Schudt) in Dortmund eine Pizzeria. Nach außen ist das Restaurant von Luca Modica (Beniamino Brogi), Ehefrau Juliane (Antje Traue) und Tochter Sofia (Emma Preisendanz) eine Gastronomie wie jede andere, die regelmäßigen LKW-Ladungen aber machen einen suspekten Eindruck. Die Dortmunder vermuten, dass es sich hier um einen Drogen-Umschlagsplatz handeln könnte, doch die Beweisführung ist äußerst schwierig.
Dynamischer wird die Lage schließlich, als mit Pippo Mauro (Emiliano de Martino) einer der Männer aus der LKW-Besatzung bei Familie Modica Unterschlupf sucht - und plötzlich Batic und Leitmayr (Udo Wachtveitl) vor der Tür stehen. Beim Toten in München hatte man DNA-Spuren gefunden, die Analyse ist eindeutig: Beim Mörder muss es sich um eben jenen Pippo Mauro handeln. Doch Faber zögert, der eigenwillige Kommissar will vor dessen Festnahme noch mehr über die Hintermänner der Drogendeals erfahren. Eine Taktik, die sich als überaus gefährlich erweist.
Worum geht es wirklich?
Zunächst einmal um das 50-jährige Jubiläum des Krimi-Dauerbrenners in der ARD und die Frage, wie man diesen Ehrentag gebührend feiern kann. Die Antwort: mit einer prallen Doppelfolge. Gleich zwei Regisseure wurden mit der Inszenierung beauftragt, für den ersten Teil zeichnet Dominik Graf verantwortlich, für den zweiten Teil, der am kommenden Sonntag zu sehen ist, Pia Strietmann. Das Drehbuch stammt von Bernd Lange ("Das Verschwinden"), soweit der produktionstechnische Hintergrund.
Mit Blick auf Langes komplexes Script - und die durchweg gelungene Inszenierung - funktioniert der Titel "In der Familie" gleich auf drei Ebenen: Da ist der "Tatort" als eines der letzten linearen TV-Ereignisse, das für abendliche Familienzusammenführung vor der Röhre zu sorgen imstande ist. Da sind die Verstrickungen der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta, deren Ehrenkodex auf quasi-familiärer Verpflichtung fußt. Und da ist die Kompetenzdynamik innerhalb und zwischen den Ermittler-Teams, einer dysfunktionalen Großfamilie nicht unähnlich, falsch verstandene Loyalität inklusive.
Wegzapp-Moment?
Nicht vorhanden. Es sei denn, der eine oder andere Zuschauer muss mit Blick auf den eigenen Blutdruck umschalten. Die Spannung bei diesem Fall lässt selbst in den ruhigeren Szenen nie nach.
Wow-Faktor?
Hoch. Extrem hoch. Runde Jubiläen mögen ja schon mal unter der Last der Bedeutungssschwere eines solchen Ehrentages ächzen. Für "In der Familie" trifft das nicht zu, im Gegenteil: Das geburtstägliche Doppelfeature ist einer der packendsten, atmosphärisch dichtesten Fälle der "Tatort"-Geschichte. Herzlichen Glückwunsch.
Wie war's?
10 von 10 Punkten - spannend, vielschichtig, kontrovers. Anschauen. Es lohnt sich.
Artikel von & Weiterlesen ( Der Schnellcheck zum "Tatort":Grandioses Gipfeltreffen zum 50. - n-tv NACHRICHTEN )https://ift.tt/3fEnIOQ
Unterhaltung
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